Sonntag, 26. März 2017

Zeitungsbericht zum Dirigentenworkshop

Dirigent sein, ist etwas Einsames

Am vergangenen Wochenende schwangen Dirigenten aus dem ganzen Kanton fleissig den Taktstock. Der Musikverband Zürcher Unterland veranstaltete ein Seminar für erfahrene Dirigenten, an dem sie während drei Tagen vom schottischen Profidirigenten Russell Gray gecoacht wurden.

Die elf Dirigenten trafen sich am vergangenen Freitagabend im Musikwerk in Kloten mit dem schottischen Dirigenten und den Verantwortlichen des Musikverband Zürcher Unterland (MVZU) zum Auftakt des dreitägigen Seminars mit ersten Theorieinputs. Am darauffolgenden Morgen erhielten sie weitere Tipps für das Handwerk des Dirigierens und arbeiteten an der Haltung und dem Auftreten vor einer Band. Mit diesem Dirigentenseminar hat der MVZU einen noch nie dagewesenen Anlass auf die Beine gestellt. Der Initiant von diesem Projekt ist Theo Graf, Vizepräsident und Musikverantwortlicher des MVZU,. Der Musikbegeisterte ist Kornettist der Brass Band Eglisau, mit welcher die elf Dirigenten ihr Können erproben und schliesslich am Sonntag vor Publikum beweisen konnten. Graf wurde im Oktober des letzten Jahres auf Russel Gray aufmerksam, als die Brass Band Eglisau mit ihm für das Jazz Festival Montreux (Korrektur: Schweizer Brass Band Wettbewerb, BBEglisau) probte. Im Gespräch mit dem schottischen Profidirigenten entwickelte sich die Idee des Dirigentenseminars. Diese legte er daraufhin dem Vorstand des MVZU vor und organisierte gemeinsam mit dem Verband binnen wenigen Monaten dieses Seminar, welches mit einem Konzert am Sonntagabend im Breitihof in Winkel den krönenden Abschluss fand. Eine Band und elf Taktgeber Nicht nur für die elf Dirigenten, sondern auch für die Brass Band Eglisau, waren die drei Tage eine spannende, aber auch anstrengende Herausforderung. Die Dirigenten suchten sich aus dem für diesen Anlass zusammengestellten Repertoire je ein Stück aus. Daraufhin legte Graf die Stücke im Februar der gesamten, 34-köpfigen Band vor, wobei sie diese in zwei bis drei Proben mit ihrem hauseigenen Dirigenten, Andreas Buri, welcher ebenfalls am Seminar teilnahm, einübten. Um die Musiker der Brass Band Eglisau zu schonen, sass am Samstagnachmittag «nur» ein 16-köpfiges Ensemble, ausgerüstet mit Wasserflaschen und Energy Drinkdosen, im Musikwerk in Kloten und spielte sich unter den elf Dirigenten die Lippen wund. Jeder der Taktgeber konnte während zirka 20 Minuten mit Unterstützung von Russell Gray mit der Band sein Stück üben. Der Profidirigent unterbrach fortwährend, korrigierte die Kursteilnehmer und gab hilfreiche Tipps. Der Probenachmittag wurde mit Video aufgezeichnet, sodass die Gruppe am Samstagabend, begleitet von Russell Gray, ihre Dirigiertechnik noch von aussen betrachten und analysieren konnte. Networking für Dirigenten Am Sonntag ging es schliesslich im gleichen Stil weiter und die gesamte Brass Band Eglisau wurde in den Probesaal aufgeboten, wo Dirigenten und Band nochmals sieben Stunden fleissig übten. «Dirigent sein, ist etwas Einsames», erzählte Russell Gray, «Man steht immer alleine vor einem Orchester. Deshalb ist ein solches Seminar besonders wichtig, da so die Dirigenten die Möglichkeit haben, sich mit anderen auszutauschen und sich weiterzubilden.» Diese Aussage fasste dann auch das Ziel, welches auch der MVZU mit diesem Seminar erreichen wollte, gut zusammen. Für erfahrene Dirigenten gibt es nämlich kaum Möglichkeiten, sich in einem solchen Rahmen weiterzubilden. Das Abschlusskonzert im Breitihof am Sonntagabend war ein voller Erfolg. Die Präsidentin des Musikverbandes, Silvia von Allmen, führte durch den Abend und erzählte dem Publikum von der Laufbahn der elf Dirigenten. Ob Harmonie- oder Brass Band-Dirigent – so unterschiedlich die Biografien auch sind, alle haben sie im jungen Alter begonnen Musik zu machen, sei es auf der Trompete, der Klarinette oder dem Saxophon. Auch wenn sie schon seit vielen Jahren vor lokalen Blasorchestern stehen, konnten sie aus dem dreitägigen Seminar und den Inputs des schottischen Profis dennoch sehr viel dazu lernen und für ihre weitere Karriere mitnehmen. (Zürcher Unterländer 28.03.2017)